Nikolaikirche der Hanse- & Lilienthalstadt Anklam

20 Jahre Förderkreis Nikolaikirche Anklam e.V. - 07. September 1994 – 07. September 2014

Autor: Lars Stasun

Letzte Aktualisierung:

Menschen mit einer neuen Idee gelten so lange als Spinner, bis sich die Sache durchgesetzt hat.
Mark Twain

Ein persönlicher Rückblick

Wenn ich heute die Nikolaikirche betrete oder die vielen Besuchern beim staunenden oder auch kritischen Blick in das Kirchenschiff und auf die Ausstellungen beobachte, drängt sich mir immer wieder die Frage auf, wie es wohl für die Menschen gewesen sein muss, die die Nikolaikirche noch vor ihrer Zerstörung im zweiten Weltkrieg oder zu Beginn der 1990-er Jahre betreten haben?

Ich persönlich kenne die Nikolaikirche und vor allem ihr inneres Erscheinungsbild erst seit Mitte 2004, einem Zeitpunkt, in dem die ersten Sicherungsmaßnahmen, die der damals schon 10 Jahre alte Verein in der Nikolaikirche getätigt hatte, schon sehr prägend auf die Kirchenruine eingewirkt hatten. Von dem starken Bewuchs mit Bäumen und Sträuchern und dem Schutt, der noch vor Beginn der Vereinsgründung (07. Sept. 1994) das Bild der Kirche im Inneren prägten, war nichts mehr zu sehen. Das Notdach (1995/96) und der neue Fußboden (1997) boten mir einen großen nach oben geschlossenen Raum, der verbarg, dass die Kirche nach der Zerstörung des Daches fünfzig Jahre oben offen stand und jeglicher Form von Witterung ausgesetzt war. Das fehlende Dach war natürlich schädlich für die Mauerkronen, die erst im Jahr 1998 gesichert wurden und somit eine für Besucher sichere Nutzung der Kirchenruine ab dem Jahr 1999 ermöglichte.

In den ersten sieben Monaten meiner Tätigkeit für den Förderkreis war es sehr bewegend, den Geschichten des Vorstandes und des ehemaligen Vorsitzenden Peter Kielmann zu lauschen: Wenn sie über den beschwerlichen Weg gegen Zweifel, Kritik und bauliche Probleme erzählten, wie sie Fördermittel und Spendenmittel einwarben und mit den ersten Sicherungsmaßnahmen dem drohenden Verfall der Kirche ein Ende setzten. Welche Risiken sie auf sich nahmen, um in Feierabend- und Wochenendarbeit im Sommer 1999 die hohen Fenster im Kirchenschiff provisorisch zu verschließen, ließ sich trotz der bildhaften Erzählungen nur erahnen. Oder die Sakristei und die Vorhalle reinigen und malerten, um sie wieder für die Nutzung vorzubereiten. Auch die Zweifel des Vorstands, ob die Pfeilersanierung im Kirchenschiff wirklich so notwendig waren und somit die eigentlich schon geplante Turmsanierung um Jahre verzögerten, will ich hier nicht unerwähnt lassen.

Als Mitarbeiter, der auch den Vorstandssitzungen beiwohnen durfte, wurde ich Zeuge, wie die Spendenaktion „Fenster für die Nikolaikirche Anklam“, die in den nächsten Wochen im 20. Jahr des Bestehens des Vereins mit dem Einbau der letzten Fenster ihren erfolgreichen Abschluss finden wird, geboren wurde und mit vielen Spenden schon im Jahr 2004 einen erfolgreichen Anfang nahm. Auch der Einbau und die Einweihung des Nikolausfensters am 02. Oktober 2004 – ein Nachbau eines Fensters aus dem Jahr 1909 – war nach langer Vorbereitung und gegen viele Widerstände durchgesetzt, ein wichtiger Meilenstein für die Nikolaikirche und setzte einen ersten Grundstein weg von der Sicherung der Kirche hin zum Wiederaufbau der Nikolaikirche als kulturelles Zentrum der Hansestadt Anklam.

Mit meinem Vereinseintritt und der Wahl in den Vorstand des Förderkreises im Jahr 2005 wurde ich Zeuge weiterer wichtiger Schritte der Kirche hin zu einem wiederhergestellten Gebäude mit Strahlkraft im Zentrum unserer Stadt. Vor allem die Fertigstellung des Turmes und somit die Öffnung des Turmes für Besucher durch den Verein im Jahr 2008, aber auch der Einbau des neuen Gedenkfensters und der ersten Fenster mit Schriftzügen in den Jahren 2009 und 2010, veränderten das innere und äußere Bild der Kirche ebenso immens, wie das neue Dach über dem Kirchenschiff, dass zu Beginn des Jahres 2011 das Stadtbild stark verändert hat. Zusammen mit den Wappenfenstern der Hansestädte – eine Spendenaktion der Hansestadt Anklam nach einer Idee unseres ehemaligen Vereinsvorsitzenden Dr. Wilfried Hornburg – und den neuen Chorfenstern, gestaltet von Graham Jones, wird das Kirchenschiff der Nikolaikirche zum Jahresende 2014 fast vollständig verglast sein und somit das Gebäude nicht nur sprichwörtlich in neuem Licht erstrahlen.

Es ist immer wieder bewegend, wenn die Besucher der Nikolaikirche interessiert den Schilderungen zur Geschichte und zum Wiederaufbau der Nikolaikirche folgen und sehr oft mit Lobworten für den Verein und die Stadt die Kirche verlassen und einen erneuten Besuch ankündigen. Deshalb glaube ich, dass mit dem Ikareum, der Idee der Hansestadt Anklam für die künftige Ausrichtung des weiteren Aufbaus und der zukünftigen Nutzung der Nikolaikirche der richtige Weg eingeschlagen wurde, um mit dem Ikareum einen touristischen und kulturellen Anziehungspunkt zu schaffen, der weit über die Stadt- und Landesgrenzen für unsere Stadt werben wird.

An dieser Stelle danke ich auch im Namen des Vorstandes und aller Vereinsmitglieder des Förderkreises allen Menschen, ob Besucher und Spender, ob Bauarbeiter oder Mitarbeiter der verschiedenen Verwaltungen in Stadt und Land, die unseren Verein in den letzten 20 Jahren unterstützt und herausgefordert haben. Ohne die vielen Wünsche und Kritiken, die uns neue Ideen brachten und motivierten, uns dem Ziel des Vereins zu widmen und mit kleineren und größeren Schritten dem Ziel einer kulturell nutzbaren Nikolaikirche näher bringen, wäre der 20-jährige Weg des Vereins nicht möglich gewesen.

Ich persönlich danke außerdem Peter Kielmann, Dr. Wilfried Hornburg, Dirk Zotner, Doris Maron, Peer Wittig und weiteren ungenannten Vorstands- und Vereinsmitgliedern für ihre jahrelange Arbeit und ihre herzliche Aufnahme im Verein!

 

Anklam, 07. September 2014

Lars Stasun
Förderkreis Nikolaikirche Anklam e.V.
Vereinsmitglied & Schriftführer seit 2005